Hotspots in der Verkehrsmedizin

Faktoren, die die Verkehrssicherheit beeinflussen – von Drogen wie Cannabis bis hin zu Krankheiten wie Parkinson

Neben günstigen Wetterbedingungen und rücksichtsvollem Verhalten aller Verkehrsteilnehmer:innen, beeinflussen auch andere Faktoren die Verkehrssicherheit und das eigene Fahrverhalten. Beim Verkehrsmedizinischen Symposium des AMKO (Ärztlicher Mobilitätsklub Österreichs) am 11. November 2022 in Salzburg beleuchten Expert:innen der Neurologie, Verkehrspsychologie und Rechtwissenschaft vor allem die Risiken bei der Verkehrssicherheit unter Einfluss von Drogen wie Cannabis oder auch die Einschränkungen durch die Krankheit Parkinson und diskutieren verkehrspsychologische Testungen und rechtliche Rahmenbedingungen der Führerscheinuntersuchung.

Zwtl.: Beeinflusst CBD das Fahrverhalten?

Eine Studie des Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) hat gezeigt, dass hochgerechnet rund 177.000 Österreicher:innen bereits unter Drogeneinfluss ein Fahrzeug gelenkt haben. Die Konsumerfahrung mit illegalen Drogen bezieht sich in Österreich am häufigsten auf Cannabis. „In Zusammenhang mit der steigenden Popularität von CBD-Produkten – CBD ist eines von mehr als 100 Cannabinoiden aus der Hanfpflanze, das nicht klassisch ‚high‘ macht und auch nicht illegal ist. Als Rein(st)substanz scheint CBD das Fahrverhalten und somit die Fahrsicherheit entsprechend sehr rezenter Studien nicht zu beeinflussen. Reinstes CBD ist jedoch kaum verfügbar – die meisten CBD Präparationen beinhalten immer noch THC Restmengen und könnten daher Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit haben“,  so Hans-Günther Knaus, Direktor des Instituts für Pharmakologie an der Med-Uni Innsbruck.

Zwtl.: Diagnose Parkinson: Kann ich noch selbst am Straßenverkehr teilnehmen?

In Österreich sind rund 15.000-20.000 Menschen von der Parkinson-Erkrankung betroffen. Klassische Symptome der Erkrankung sind Bewegungsarmut, Muskelsteife und Ruhezittern. „Viele Betroffene fragen sich, ob und wie lang sie noch eigenständig am Straßenverkehr teilnehmen können. Das kommt natürlich auf die Schwere der Erkrankung und die individuelle Einschränkung an, aber klar ist, dass die Krankheit das Lenken eines Fahrzeugs erschweren kann“, weiß Thomas Brücke, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie.

Zwtl.: Verkehrspsychologische Testung und rechtliche Rahmenbedingungen der Führerscheinuntersuchungen

Um die Kraftfahreignung aus psychologischer Sicht beurteilen zu können, werden im Rahmen einer verkehrspsychologischen Untersuchung jene Faktoren erhoben, die sich als relevant für die sichere Verkehrsteilnahme herauskristallisiert haben. Dies passiert in der Regel mit Hilfe standardisierter, psychologischer Testverfahren. „Um eine möglichst valide Aussage über die psychologische Fahreignung einer Person treffen zu können, ist eine wissenschaftliche Fundierung und Absicherung der verwendeten Testverfahren unablässig. Besondere Bedeutung kommt dabei der Validitätsüberprüfung der verwendeten Verfahren zu. In Bezug auf die verkehrspsychologische Untersuchung und die Anwendung psychologischer Testverfahren im Rahmen dieser,  hat Österreich europaweit die strengsten gesetzlichen Regelungen“, erklärt die Verkehrspsychologin Margit Herle.

Eine weitere Rolle bei der Frage, ob man die Lenkberechtigung erhält bzw. behalten darf, spielen Sachverständigen und deren Gutachten und Befunde. „Um überhaupt den Führerschein zu bekommen, braucht es eine Befundung durch ermächtige Führerscheinärzt:innen. Aber auch bei gesetzlich vorgeschriebenen Befristungen und Auflagen oder bei Diagnose von bestimmten Krankheiten müssen Ärzt:innen und Sachverständige beurteilen, ob es mitunter zu einer Einschränkung oder Entziehung der Lenkberechtigung kommt, um die Sicherheit der Lenker:innen aber auch anderer Verkehrsteilnehmer:innen zu schützen“, so ÖAMTC-Chefjurist Martin Hoffer.

Programm HOTSPOTS IN DER VERKEHRSMEDIZIN

Herbstsymposium am Freitag, 11. November 2022; 09.45-16.00 Uhr

Veranstaltungsort: PMU Salzburg (Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg) Haus A

6 DFP-Punkte für sonstige Fortbildung – Eintritt frei – Teilnahme ist vor Ort oder online möglich